Theologische Offenheit

Denken und denken lassen. Methodisten haben keine Denkverbote für das Reden über den Glauben, über das Leben, über Gott und die Welt. Auch Gespräche mit Menschen anderen Glaubens über deren Glaubensüberzeugung sollen selbstverständlich und respektvoll geführt werden.

Für Methodisten - wie für alle Christen - ist die Bibel Grundlage ihres Glaubens. Aber sie wissen: die Bibel ist ein Buch, das in einem Zeitraum von etwa tausend Jahren von vielen Menschen aus verschiedenen Völkern, Kulturen und Epochen geschrieben wurde. Sie spricht mit vielen Stimmen. Wir hören aus ihr, wie Gott sich Menschen gezeigt und mit ihnen gesprochen hat und wie er heute mit uns reden will.

Evangelium für die Menschen in ihrer jeweiligen Zeit

Die wichtigste Person der Bibel ist Jesus von Nazareth. Er hat von Gott nicht nur gesprochen. Sein Handeln und die Hingabe seines Lebens am Kreuz bezeugen die Liebe und Nähe Gottes zu allen Menschen. Hier schlägt das Herz des christlichen Glaubens. Das Evangelium, die gute Nachricht von Jesus, ist seitdem in alle Länder der Welt getragen worden. Dass Menschen in anderen Ländern, Kulturen und Epochen die biblische Botschaft verstehen können, muss der Text übersetzt und für die Leser und Hörer interpretiert werden. Den Menschen in ihrer jeweiligen Zeit diese alte Botschaft aufzuschließen, darin besteht ein wichtiger Teil der theologischen Arbeit.

Im Prozess der theologischen Arbeit zum Verstehen der Bibel und der christlichen Überlieferung gibt es immer wieder unterschiedliche Auffassungen. Sie werden diskutiert und führen oft zum besseren Verstehen der biblischen Aussagen. Wir vertrauen darauf, dass Gott denen, die ihn bitten und sich ihm öffnen, seinen Geist schenkt, durch den sie Gottes Wort verstehen können. Darum ist Theologie keine Aufgabe nur für Fachleute, sondern für alle Christen.

Gott in unserer Welt, in unserem Leben

Die Evangelisch-methodistische Kirche entwickelt ihre Theologie und Lehre durch Gespräche weiter. Ein weltweites Netz von Konferenzen dient dem Austausch und der Entscheidung über das, was in der Kirche als offizielle Lehre gelten soll. Die Einsichten aus solchen Begegnungen werden von Theologinnen und Theologen in ihre Arbeit mit aufgenommen, in Hochschulen und Gemeinden erörtert und in die Praxis umgesetzt.

Das Besondere der Theologie besteht darin, alte Einsichten und Überlieferungen mit gegenwärtigen Erfahrungen und Erkenntnissen in Verbindung zu bringen. Dazu fragen wir: Wo ist Gott in unserer Welt, in unserem Leben? Wie können wir ihn erfahren und erkennen – gerade auch durch das Studium der Bibel in Verbindung mit unserem Leben? Was heißt es für uns, in Beziehung mit Gott zu leben? Was wir dann erkennen, können wir unserem Verständnis entsprechend formulieren und umzusetzen versuchen. Diese Aufgabe ist nie endgültig abgeschlossen.

Theologie beginnt, wo Leben gelebt wird

Neue Einsichten und Erfahrungen können dazu führen, das Evangelium mit anderen Worten und Bildern zur Sprache zu bringen. Damit kommt die theologische Arbeit ihrem Ziel näher: die Botschaft von der Liebe Gottes, von ihrer befreienden und heilenden Kraft verständlich und überzeugend weiterzugeben. Theologie beginnt, wo Leben gelebt wird: wo Menschen lachen oder klagen, in Beziehungen leben oder Einsamkeit ertragen müssen. Manchmal haben wir den Eindruck, dass Gott schweigt oder gar nicht da ist. Darum muss Theologie offen sein dafür, dass und wie Gott heute zu Menschen spricht. Ihre Aufgabe ist das Hören auf Gottes Stimme in der Bibel und in unserer Lebenswelt. Theologie will das Verstehen erleichtern, damit Menschen Gott erkennen, sich ihm anvertrauen und mit ihm leben.

Das Soziale Bekenntnis

Würdige Herren in Gehröcken und mit Zylinderhüten auf den Köpfen sind am Anfang des 20. Jahrhunderts auf Fotos von der Generalkonferenz der Bischöflichen Methodistenkirche in den USA zu sehen. Aus einer Pionierkirche auf Pferderücken war inzwischen eine Mittelstandskirche geworden. Was geht diese bürgerlich und gesetzt gewordene Kirche die sozialen Nöte und Kämpfe des Arbeiterproletariats an?

Die von England ausgehende »industrielle Revolution« erreichte Mitte des 19. Jahrhunderts auch die USA. Die neu entstehenden Fabriken, Stahlhütten und Bergwerke hatten einen Riesenbedarf an Arbeitskräften - eine enorme Landflucht hinein in die Industriezentren setzte ein. Binnen kurzer Zeit fanden sich die Arbeitermassen in auswegloser Verelendung.
Drei große Streiks 1877, 1886 und 1894, in denen es um Lohnerhöhungen und die Verbesserung der Arbeitsbedingungen ging, wurden blutig niedergeschlagen.

Obwohl die sozialen Initiativen John Wesleys als Vorbild hätten dienen können und müssen tat die schon damals große Methodistische Kirche in den USA angesichts dieses Elends zunächst einmal gar nichts.

Not erkennen und handeln

Aufbrüche in der Kirche gehen selten von Kirchenleitungen aus, es sind oft »Querdenker«, die eine Not erkennen und daraufhin handeln. Der methodistische Pastor Frank Mason North gründete 1907 mit vier Kollegen die »Methodist Federation for Social Service«. Sie reichten zur Generalkonferenz 1908 einen Antrag ein. Völlig überraschend nahmen die Delegierten der Generalkonferenz den Antrag mit dem darin enthaltene »Sozialen Bekenntnis der Bischöflichen Methodistenkirche« an! Zum ersten Mal in der Kirchengeschichte hatte eine christliche Kirche ein »Soziales Bekenntnis« beschlossen.

Dieses Soziale Bekenntnis zeigte Wirkung auch in anderen protestantischen Kirchen, die es - in teils veränderter Form - übernahmen. Für die Arbeit des »Federal Council of the Churches of Christ in America« (Nationaler Christenrat) diente es als wichtiger Impuls.

Soziales Bekenntnis und Soziale Grundsätze

Bei der Generalkonferenz der Evangelisch-methodistischen Kirche im Jahr 1972 erfolgte eine grundlegende Neuformulierung und vor allem eine Umbenennung des Sozialen Bekenntnisses. Auch innerkirchlich war schon an dem Begriff »Bekenntnis« mehrfach Anstoß genommen worden, der ja den altkirchlichen Bekenntnissen und denen der Reformation vorbehalten bleiben sollte.

So wurde ein kurzes »Soziales Bekenntnis« in liturgischer Form im Sinne einer Selbstverpflichtung der Methodisten und Methodistinnen formuliert und die ausführlicheren »Sozialen Grundsätze« entwickelt. In sechs Haupt- und ca. 60 Unterkapiteln wird Stellung bezogen zu den brennenden sozialen Fragen. Im vierjährigen Rhythmus werden die Sozialen Grundsätze überarbeitet. Zu neu aufkommenden Entwicklungen im gesellschaftlichen, technischen und wirtschaftlichen Bereich wird Stellung bezogen. So kamen in den letzten Jahren Äußerungen zu militärischen Einsätzen als Mittel der Politik, zur Verantwortung der Konzerne, zur Informations- und Gentechnologie hinzu.

Diese sozialen Grundsätze sind nicht als »Gesetz« der Kirche zu verstehen, sondern formulieren Leitlinien für Methodistinnen und Methodisten. Sie wollen zu verantwortlichem sozialem Handeln gemäß biblischen Grundlagen ermuntern. Hier werden methodistische Grundüberzeugungen und gesellschaftliche Wirklichkeit miteinander ins Gespräch gebracht - ganz im Sinne Jesu Christi, der seinen Jüngern und Jüngerinnen zutraute, Salz der Erde und Licht der Welt zu sein.

Soziales Bekenntnis der Evangelisch-methodistischen Kirche

Wir glauben an Gott, den Schöpfer der Welt,
und an Jesus Christus, den Erlöser alles Erschaffenen,
und an den Heiligen Geist, durch den wir Gottes Gaben erkennen.

Wir bekennen, diese Gaben oft missbraucht zu haben,
und bereuen unsere Schuld.

Wir bezeugen, dass die natürliche Welt Gottes Schöpfungswerk ist.
Wir wollen sie schützen und verantwortungsvoll nutzen.

Wir nehmen dankbar die Möglichkeiten menschlicher Gemeinschaft an.
Wir setzen uns ein für das Recht jedes Einzelnen
auf sinnvolle Entfaltung in der Gesellschaft.

Wir stehen ein für das Recht und die Pflicht aller Menschen,
zum Wohl des Einzelnen und der Gesellschaft beizutragen.

Wir stehen ein für die Überwindung von Ungerechtigkeit und Not.

Wir verpflichten uns zur Mitarbeit am weltweiten Frieden
und treten ein für Recht und Gerechtigkeit unter den Nationen.

Wir sind bereit, mit den Benachteiligten unsere Lebensmöglichkeiten zu teilen.
Wir sehen darin eine Antwort auf Gottes Liebe.

 

Wir anerkennen Gottes Wort
als Maßstab in allen menschlichen Belangen
jetzt und in der Zukunft.

Wir glauben an den gegenwärtigen und endgültigen Sieg Gottes.
Wir nehmen seinen Auftrag an, das Evangelium in unserer Welt zu leben.
Amen.

Kennzeichen eines Methodisten

Seit jeher sind Methodisten damit konfrontiert, ihren Namen zu erklären und sich dem Sektenvorwurf zu erwehren. John Wesley hat schon bald in einer kleinen Schrift genau dafür Hilfestellung gegeben – den Methodisten selber, damit sie wissen »wer sie sind« und das auch erklären können. Und »den anderen«, um ihnen vor Augen zu führen, dass Methodisten ein Teil der großen christlichen Familie sind.

Man merkt dieser Schrift ihr Alter von fast 270 Jahren nicht an. Die Erläuterungen sind immer noch hochaktuell und treffen in dieser neuen Übersetzung auch heute den Ton – ermutigend und herausfordernd. Beispiele gefällig? »Wenn wir anderen unsere Gedanken über alltägliche Themen oder über Glaubensfragen mitteilen, ziehen wir möglichst einfache, verständliche und gängige Wörter vor.« Oder: »Die Liebe Gottes hat die Methodisten befreit von Stolz und geistlichem Hochmut, aus denen nur Streit entsteht.« Und wenn Wesley schlussfolgert, dass wir Methodisten uns »von wahren Christen – welcher Denomination sie auch angehören – durchaus nicht unterschieden« kann das nach dem Lesen dieser kleinen Schrift nur bestätigt werden. Wenn sich die Methodisten den Inhalt dieses kleinen Büchleins zu Herzen nehmen und ihre Hand zur Gemeinschaft ausstrecken, sind sie tatsächlich »schlicht und einfach Christen«, die aber einen großen Auftrag leben. Das zieht Kreise – garantiert.

Die außerordentlich schön gestaltete Neufassung ist anregend zu lesen. Sie gehört ins Bücherregal eines jeden Methodisten, ist ein nettes ökumenisches Geschenk und gut geeignet zur Weitergabe, wenn wieder einmal gefragt werden sollte »Was sind Methodisten eigentlich?«

Autor: Manfred Marquardt

Kennzeichen eines Methodisten - (PDF|149 KB)

Taufe und Mitgliedschaft

Die Evangelisch-methodistische Kirche praktiziert die Kinder- und die Erwachsenentaufe. In jedem Fall aber nur einmal, weil Gottes Liebe ein für allemal gilt.

Christlicher Glaube ist in seinem Wesen auf Beziehung angelegt, in besonderer Weise auf die heilende Wiederherstellung von Beziehungen. Es geht dabei um die geheilte Beziehung zu Gott, zu anderen und zu mir selbst. In der Evangelisch-methodistischen Kirche wird darum bei der Taufe immer Gottes gnädiges Wirken betont, durch das Beziehungen heil werden können, ob nun kleine Kinder, Jugendliche oder Erwachsene getauft werden.

In der Bibel ist die Taufe stets das Symbol für diese wiederhergestellte Beziehung zu Gott und die Abkehr aus Beziehungen, durch die sich Menschen von Gott entfernt haben. Menschen erleben dies wie eine »geistliche Geburt«. Etwas Neues fängt an.

Taufe von Kindern und von Erwachsenen

Werden Säuglinge oder kleine Kinder getauft, dann werden sie als Kirchenkinder oder Kirchenangehörige in die Gemeinschaft von Kirche und Gemeinde aufgenommen. Aber für den Schritt in die volle Gliedschaft wird von ihnen später ein persönliches Ja zum Glauben und zur Kirche erwartet.

Werden Menschen als Jugendliche oder Erwachsene getauft, dann ist mit der Taufe gleichzeitig die Aufnahme in die Gliedschaft der Kirche verbunden. Denn in der Taufe bekennen diese Menschen ihren Glauben und lassen sich bewusst in die Kirche aufnehmen. Der Schritt in die Gliedschaft ist verbunden mit der öffentlichen Beantwortung von mehreren Fragen. Wer ein Ja auf diese Fragen spricht, verpflichtet sich, als Glied der Kirche Jesu Christi auf das Handeln Gottes mit dem eigenen Leben zu antworten.

Wie zwei Seiten einer Medaille

Auch wenn heute die Taufe im Kindesalter und die Aufnahme in die Gliedschaft der Kirche bei vielen Menschen zeitlich etliche Jahre auseinander liegen können, gehören sie doch zusammen. Sie sind wie die Prägungen auf beiden Seiten einer Medaille. In der Taufe als Kind und in der Aufnahme in die Gliedschaft der Kirche werden jeweils beide Seiten betont, jedoch mit unterschiedlicher Gewichtung. Wird in der Taufe eines Kindes vor allem Gottes Handeln für uns und an uns deutlich, so wird in der Aufnahme in die Gliedschaft vorwiegend unser Handeln Gott gegenüber betont. Erst wenn die Medaille auf beiden Seiten Prägungen aufweist, ist sie vollständig und gültig. Erst wenn der Mensch auf die in der Taufe angebotene Zuwendung Gottes mit der Hinwendung seines eigenen Lebens unter die Leitung Gottes antwortet, kommt die Taufe zum Ziel.

Kirchlicher Unterricht

In der Evangelisch-methodistischen Kirche gibt es einen kirchlichen Unterricht für Jugendliche, vergleichbar mit dem Konfirmationsunterricht der evangelischen Kirchen oder dem biblischen Unterricht in anderen Freikirchen.

Der Kirchliche Unterricht dauert in der Regel zwei Jahre und ist auf Jugendliche im Alter zwischen 12 und 14 Jahren ausgerichtet. Als Abschluss des Unterrichts wird ein festlicher Gottesdienst gefeiert, in dem die Jugendlichen für ihren weiteren Lebensweg gesegnet werden. Deshalb wird der Gottesdienst oft als »Einsegnung« bezeichnet. Von den Jugendlichen wird dabei kein persönliches Glaubensbekenntnis erwartet.

Die Antwort auf Gottes Handeln in Form eines persönlichen Glaubensbekenntnisses, wird in der Evangelisch-methodistischen Kirche erst bei der Aufnahme in die Gliedschaft der Kirche öffentlich vor der Gemeinde ausgesprochen. Insofern ist nicht der Gottesdienst zum Abschluss des Kirchlichen Unterrichts mit der landeskirchlichen Konfirmation vergleichbar, sondern der Gottesdienst zur Aufnahme in die Gliedschaft der Kirche.

Weitere Informationen auf www.emk-ku.de

Weltweit vernetzt

»Die Welt ist mein Kirchspiel«, betonte der Gründer der methodistischen Bewegung John Wesley (1703-1791). In seiner Missionsarbeit wollte er sich nicht auf ein Gebiet, ein Land und nicht einmal auf einen Staat beschränken lassen.

Bis heute sind diese Offenheit, dieser weltweite Blick auf der einen Seite und die enge Verbundenheit der Kirchengemeinden auf der anderen Seite eines der besonderen Merkmale der Evangelisch-methodistischen Kirche.
Verfassung, Lehre und Ordnung der Kirche gelten weltweit für alle Gemeinden gleichermaßen. Es gibt in Detailfragen regionale Anpassungen, aber die Lehr- und Ordnungs-Grundlagen gelten für alle gleich. Sind hier Änderungen notwendig und sinnvoll wird das auf der alle vier Jahre tagenden Generalkonferenz entschieden, die von etwa 1.000 Delegierten aus allen Ländern und Kontinenten gebildet wird. »Konnexio« nennt die Evangelisch-methodistische Kirche diese Verbundenheit - ganz im Sinne von John Wesley und seinem »Die Welt ist mein Kirchspiel«.

 Konnexio - Kirche im Netzwerk

Wer dazugehört, gehört überall dazu

Kirchenglieder gehören nie nur zu einer Ortsgemeinde, sondern immer zur sich weltweit organisierenden Evangelisch-methodistischen Kirche. Wer umzieht, auch über Landesgrenzen hinweg, tritt nicht aus und dann wieder ein, sondern wird überwiesen, bei Bedarf eben auch weltweit.

Das Gleiche gilt auch für Pastorinnen und Pastoren. Auch wenn Deutschland in drei Konferenzgebiete unterteilt ist, kann ein Pastor von Ostfriesland in den Schwarzwald wechseln. Selbst ein pastoraler Umzug nach Nigeria oder auf die Philippinen ist zumindest kirchenrechtlich ohne Probleme.

Alle Bischöfe und Bischöfinnen der Kirche treffen sich zweimal im Jahr zum Bischofsrat. Dort informieren sie sich gegenseitig und beraten über geistliche Aspekte und missionarische Aufgaben. Sie erarbeiten Richtlinien, geben Empfehlungen und bringen so missionarische Aktionen und geistliche Impulse in der ganzen Welt auf den Weg.

Keiner schafft es alleine

Viele Aufgaben der Kirche wären von methodistischen Kirchen in den einzelnen Ländern nicht zu leisten. Hier ist die weltweite Zusammenarbeit eine große Hilfe. In New York hat die weltweite Missionsbehörde ihren Sitz und koordiniert von hier aus die Arbeit. Ihr Hilfswerk UMCOR unterstützt bei gesundheitlichen und wirtschaftlichen Krisen weltweit im Auftrag der Evangelisch-methodistischen Kirche die der Hilfe bedürftigen Menschen, Kirchen und Staaten in den jeweiligen Gebieten.

Geben und Nehmen

Weltweit verbindet die Evangelisch-methodistischen Kirchen ein Netz aus Partnerschaften. So hat die Evangelisch-methodistische Kirche in Deutschland unter anderem Partnerschaften mit Mosambik, Liberia, Simbabwe und Brasilien. Partnerschaft bedeutet hierbei ein echtes Geben und Nehmen. So arbeitet z.B. ein deutscher Arzt in Mosambik und ein Pastor aus Brasilien in einer süddeutschen Gemeinde.

Ausbildung vernetzt

Für Methodisten war es schon immer wichtig, Menschen eine gute Ausbildung zu ermöglichen. Weltweit gibt es mehr als 2.000 Einrichtungen der Evangelisch-methodistischen Kirche, von Grundschulen bis hin zu Universitäten. In der internationalen Vereinigung von methodistischen Schulen, Colleges und Universitäten (IAMSCU) sind weltweit 775 Bildungseinrichtungen verbunden und kooperieren miteinander.
Durch diese weltweite Zusammenarbeit ist es möglich, Projekte ins Leben zu rufen, die nicht auf ein Land beschränkt sind. So wurde 1992 im südlichen Afrika die »Africa University Mutare« (Simbawe) eröffnet, in der heute mehr als 1.300 Menschen aus 22 Ländern in sechs Fakultäten studieren.

Offenes Abendmahl

»Kommt alle, kommt zu Gottes Fest«, alle sind eingeladen. Das Abendmahl in der Evangelisch-methodistischen Kirche ist offen für alle. Erwachsene wie Kinder, Glaubende und Suchende.

Das Abendmahl ist die Mitte der christlichen Gemeinschaft. Jesus teilte Brot und Wein mit Ausgegrenzten und Sündern - ohne von ihnen ein Bekenntnis ihres Glaubens zu verlangen. Er lädt sie alle ein um an seinem Tisch zu zeigen: Gott geht in Vorlage, er kommt uns entgegen und gibt, was uns satt machen kann. So wie Jesus mit seinen Jüngern beim Abendmahl aß und trank, lädt er auch Menschen heute in die Gemeinschaft der Jüngerinnen und Jünger an seinen Tisch.

In der Evangelisch-methodistischen Kirche sprechen wir daher vom »Tisch des Herrn« bzw. vom »Abendmahltisch« und nicht von einem »Altar«. Damit betonen wir das Abendmahl als Zentrum unserer Gemeinschaft mit Christus.

Einfach jeder Mensch

Für den Begründer der methodistischen Bewegung, John Wesley, hatte das Konsequenzen: Zum Abendmahl waren von Anfang an nicht nur Christen zugelassen, also fest im Glauben Stehende oder bewährte Glieder der Kirche. Einfach jeder Mensch, der Sehnsucht nach Gott hat, war eingeladen. Alle sollen »schmecken und sehen, wie freundlich der Herr ist«. Das kommt auch in vielen methodistischen Liedern zum Abendmahl zum Ausdruck: »Kommt alle, kommt zu Gottes Fest, zu dem er euch jetzt laden lässt«, dichtete Wesleys Bruder, Charles Wesley, »kein Mensch soll nun noch draußen stehen, zum Mahl des Herrn kann jeder gehen.« So wird noch heute das offene Abendmahl in der Evangelisch-methodistischen Kirche gefeiert.

Was muss ich vorweisen?

Methodisten schließen niemanden vom Abendmahl aus. John Wesley erkannte, dass Jesus Christus zum Abendmahl einlädt, nicht etwa die Gemeinde. Christus lädt jeden an seinen Tisch: Kinder und Erwachsene, Frauen und Männer, getauft oder nicht. Die Würdigkeit liegt nicht im tiefen Glauben oder darin, moralisch fehlerlos zu sein oder das rechte Verständnis des Abendmahls zu haben. Sie liegt darin, sich bedürftig zu wissen und den Wunsch zu haben, Gott zu begegnen. Das ist genug.

Es bleibt allein die Frage der Sehnsucht nach Gott: »Will ich Gemeinschaft mit Jesus Christus? Suche ich nach Stärkung meines Glaubens?« Wer diese Frage mit »Ja« beantworten kann, der ist willkommen am Tisch des Herrn.

»Ein Ja finden«

In sieben Kapiteln werden die Fragen zur Aufnahme in die Kirchengliedschaft jeweils auf zwei Seiten behandelt. Ein ausführlicher Text gibt Informationen zum Thema des Kapitels (Vertrauen, Umkehr, Nachfolge, Bibel usw.). Weitere Elemente dienen der persönlichen Auseinandersetzung mit dem Thema und zur ergänzenden Information oder Weiterführung. Im Anhang finden sich die Lebensläufe von John und Charles Wesley, eine Übersicht zur Ausbreitung des Methodismus in Deutschland, Österreich und der Schweiz, die Beschreibung der Organisationsstruktur der EmK und eine Weltkarte mit Informationen über die Ausbreitung methodistischer Kirchen. Obwohl das Heft speziell für die Anleitung von Gruppen zur Vorbereitung der Aufnahme in die Kirchengliedschaft entwickelt wurde, ist es auch zum Selbststudium und zur persönlichen Information gut geeignet.

Das Heft wird herausgegeben vom Medienwerk der Evangelisch-methodistischen Kirche in Deutschland im Auftrag des Bildungswerks der Evangelisch-methodistische Kirche in Deutschland und der Kommission für Bildung und Beratung der Evangelisch-methodistischen Kirche in der Schweiz. Am Inhalt haben Beat Bachmann, Lothar Elsner, Holger Eschmann, Jörg Hammer, Johannes Knöller, Wilfried Röcker, Klaus Ulrich Ruof und Ruthild Steinert mitgewirkt.

Sonntags in die Schule?

Mitte des 18. Jahrhunderts mussten viele Arbeiterkinder schon früh zum Lebensunterhalt ihrer Familien beitragen. In den Bergwerken waren sie ihrer geringen Größe wegen in den niedrigen Stollen willkommene Arbeitskräfte. In den vielen Webereien der beginnenden Industrialisierung waren die Kinder dagegen wegen ihrer kleinen und geschickten Finger gebraucht. Viele der Kinder arbeiteten und schliefen sechs Tage die Woche in den Fabriken - an Schule und Ausbildung war nicht zu denken.

An die Not der Kinder hatten sich die Menschen gewöhnt - nicht so Hannah Ball. Sie wollte die Kinder wenigstens an deren freiem Tag, dem Sonntag, von der Straße holen und sie im Lesen und Schreiben unterrichten: So entstand ihre erste »Sonntagsschule«.

1733 geboren, war Hannah Ball eine zupackende Frau. Nachdem sie einige Predigten des irischen Methodistenpredigers Thomas Walsh gelesen und danach John Wesley bei einer Predigt in ihrem Dorf erlebt hatte, suchte und fand sie im Jahre 1765 ihren »Frieden mit Gott«. Wie viele Methodisten wollte sie ihren Glauben praktisch ausdrücken, und so besuchte sie viele Kranke, die keine medizinische Versorgung kannten, in deren armseligen Hütten. Ebenso kümmerte sie sich um die zahllosen inhaftierten Kriegsgefangen, die in den Gefängnissen der damaligen Zeit oft nur dahinvegetierten.

1770 fielen der unverheirateten Hannah Ball die vielen Kinder auf, um die sich niemand kümmerte. Sie fing an diese »wilde kleine Gesellschaft«, wie sie sie liebevoll bezeichnete, an jedem Sonntag und Montag in ihr Haus einzuladen. Aber nicht nur Liebe brachte sie diesen Kindern entgegen. Sie wollte ihnen auch Lesen und Schreiben beibringen. Mittels des damals häufig einzig verfügbaren Buches, der Bibel, führte sie diesen Plan aus. So erhielten diese Kinder zum ersten Mal Grundlagen einer Schulbildung und »nebenbei« wurden sie gleich noch im Glauben unterwiesen. Das war damals etwas völlig Neues. Im ganzen Land gab es kein bekanntes Vorbild für diese »Sonntags- und Montagsschule«.

Der Zeit voraus

Zehn Jahre später regte der Zeitungsverleger Roberts Raikes im großen Stile die Gründung von sogenannten »Sonntagsschulen« an. Er finanziert diese Arbeit und macht die Idee mit seinem »Gloucester Journal« im Land publik. Später wird er »Vater der Sonntagsschule« genannt. Die Geschichte der schon vor ihm tätigen »Mutter der Sonntagsschule«, Hannah Ball, wurde erst durch die 39 überlieferten Briefe widerentdeckt, die sie seinerzeit an John Wesley geschrieben hatte.

Sonntagsschule und Kindergottesdienst

In allen methodistischen Kirchen wird die Sonntagsschularbeit bis heute gepflegt und weiterentwickelt. Neben dem Namen »Sonntagsschule« werden inzwischen auch  »Kindergottesdienst« oder andere Bezeichnungen für das sonntägliche Angebot für Kinder parallel zum Gottesdienst für die Erwachsenen verwendet.

Weitere Informationen auf: Kinderwerk der EmK

Kirche mit Küche

Methodistische Gemeindehäuser und Kirchen bieten Raum zum Glauben und Leben. In ihnen werden am Sonntag Gottesdienste gefeiert und in der Woche treffen sich hier die verschiedenen Gruppen der Gemeinde.

»Zur Kirche einen Stock höher«, auf so ein Schild kann man in manchen Gemeinden der Evangelisch-methodistischen Kirche treffen. Da werden Gottesdienste im ersten Stock gefeiert. Im Erdgeschoss sind die Gruppenräume, die Gemeindeküche oder auch die Pastorenwohnung.

In den Anfängen der methodistischen Bewegung baute man zweckmäßig, oder es waren bestimmte Bauauflagen zu erfüllen. Die ersten Gemeinden durften meist keine »Kirchen« im herkömmlichen Sinn bauen, sondern nur Kapellen. An Kirchentürme mit Glockengeläut war schon gar nicht zu denken. Das blieb den den beiden etablierten Kirchen vorbehalten. In manchen Städten bauten die Gemeinden in Hinterhöfe und in Häuserzeilen, weil es anders nicht erlaubt war.

Raum zum Leben

Nach 1945 mussten viele im Krieg zerstörte Kirchen neu aufgebaut werden. Beim Wiederaufbau und bei Neubauten achteten die Methodisten auf das, was sie zum Gemeindeleben brauchten. Daher ließe sich eine der Bauregeln so fassen: Kirchen mit Küche! Das spiegelt wider wie Methodisten ihren Glauben verstehen: Im Gottesdienst kommen sie zusammen, um Gott zu loben und mit ihm zu feiern. Diese Gemeinschaft mit Gott führt zu einer tragfähigen Gemeinschaft untereinander, die sich bewusst auch für Außenstehende öffnet. Dazu braucht es geeignete Räume für unterschiedlichste Zwecke: um Musik zu machen, für soziales Engagement, für die Kinder- und Jugendgruppen, Frauen- und Männerkreise, Gesprächskreise rund um die Bibel usw. Eine Küche für die Bewirtung von Menschen zum Feiern von Festen und zur Linderung von Not ist dabei unverzichtbar.

So bieten viele methodistische Kirchen und Gemeindehäuser heute Raum für Gottesdienst, aber ebenso für ein aktives und buntes Leben der vielen Gemeindegruppen. 

Kirche und Geld

Jeder Besitz ist eine von Gott anvertraute Gabe. Zugleich verbindet sich damit die Aufgabe, diesen sinnvoll einzusetzen.

Als vom Staat mit körperschaftlichen Rechten ausgestattete Organisation ist die Evangelisch-methodistische Kirche berechtigt, den Staat zu bitten, von den eigenen Kirchengliedern die Kirchensteuer einziehen zu lassen. Allerdings verzichtet sie darauf. Bei der Aufnahme in die Kirche verpflichten sich die Glieder, ihre Gemeinde und die Kirche mit regelmäßigen Gaben zu fördern. Üblicherweise geschieht dies durch einen monatlichen Beitrag. Die Höhe dieses Beitrags bleibt jedem selbst überlassen. John Wesley (1703-1791) legte jedoch Wert darauf, dass die alttestamentliche Forderung des Zehnten (zehn Prozent der Einnahmen) auch für heutige Christen das richtige Maß sei.

Sich selbst hat John Wesley darüber genau Rechenschaft abgelegt, was er für sich und was er für Gottes Werk ausgab. Aus seinen Aufzeichnungen geht hervor, dass er bei seiner ersten Jahreseinnahme von 30 Pfund für seinen persönlichen Bedarf 28 Pfund brauchte. 2 Pfund verschenkte er. In einer Zeit ohne Inflation behielt er den Betrag bei, den er für seinen persönlichen Bedarf benötigte. Als sich seine Einnahmen auf 60 Pfund gesteigert hatten, verschenkte er 32 Pfund; als er 90 Pfund erhielt, verschenkte er 62 Pfund. Diesen Grundsatz befolgte er bis zum Ende seines Lebens.

Er verausgabte nie mehr als 28 Pfund für seine eigene Person. In späteren Jahren erzielte er jedes Jahr aus dem Verkauf seiner Bücher einen Erlös von über 1.000 Pfund, doch verschenkte er diese ganze Summe. Nur seine Reisekosten zog er ab. Er hat in seinem Leben mehr als 30.000 Pfund für Wohltätigkeitszwecke ausgegeben.

Die Unabhängigkeit von materiellem und finanziellem Besitz war für John Weseley ein wichtiges Kennzeichen erlösten Lebens. Gleichzeitig sah er die Chance, die sich bietet, wenn Menschen mit ihrem Besitz verantwortlich und großzügig umgehen und damit das Werk Gottes unterstützen und die Not von Menschen lindern helfen. Deshalb konnte John Wesley sagen: »Du bekommst keine Belohnung im Himmel für das, was du zurücklegst, sondern für das, was du austeilst. Jedes Pfund, das du auf der irdischen Bank anlegst, ist verloren, es bringt oben keine Zinsen. Aber jedes Pfund, das du den Armen gibst, ist in der himmlischen Bank angelegt. Es wird großartige Zinsen bringen, die sich in der Ewigkeit vermehren.« In einer Predigt über den rechten Gebrauch des Geldes formulierte er die Leitlinie "Erwirb soviel du kannst, spar soviel du kannst, gib soviel du kannst." Ohne Berührungsängst, aber verantwortungsbewusst und großzügig - so sollte der Umgang mit Geld und materiellem Besitz sein. Eine Leitlinie, die auch heute noch aktuell ist und eine geistliche Perspektive vermittelt.

Die Bausparidee von Georg Kropp

Alles begann mit einem Zufall - Aus einer Idee des methodistischen Laienpredigers Georg Kropp entsteht die erste Bausparkasse des europäischen Kontinents - lange Zeit der Inbegriff des Bausparens überhaupt.

Der gelernte Drogist und engagierte Methodist Georg Kropp (1865 – 1943) entwickelte die Idee des Bausparens. Dabei begann alles mit einem Zufall. Am 15. Januar 1921 erwarb ein sonderbarer auswärtiger Kauz mit den Ersparnissen seiner schwäbischen Frau kurz vor der großen Geldentwertung der 20er Jahre, in Wüstenrot ein primitives Bauernhäuschen. So wollte sich die Natur liebende Kleinfamilie endlich eine eigene Heimstätte schaffen. Niemand ahnte, dass dadurch in Wüstenrot ein neues Kapitel europäischer Sozial- und Wirtschaftsgeschichte aufgeschlagen wurde, denn daraus entwickelte Georg Kropp seine Bausparidee.

Idee des kollektiven Sparens und Bauens

Kropps Grundidee war es, Menschen mit geringem Einkommen zu Wohneigentum zu verhelfen. Ausgangspunkt war die einfache Überlegung, dass eine Familie, die ein Haus bauen möchte und dafür jedes Jahr 1.000 Mark spart, etwa 10 Jahre sparen muss, ehe es mit dem Bau beginnen kann, - in den 20er Jahren kostete der Bau eines Einfamilienhauses etwa 10.000 Mark.

Sparen aber 10 Familien in einer Gemeinschaft zusammen, kann der erste bereits nach einem Jahr bauen, der zweite nach zwei Jahren und so weiter, so dass wenigstens 9 Familien eher zu einem Haus kommen als ihnen das allein möglich gewesen wäre. Kommen zu den 10 Familien im Laufe der Jahre noch weitere hinzu, muss keiner allzu lange auf sein eigenes Haus warten.

Damit war der Bauspargedanke als Kollektivsparsystem geboren und hat im Laufe dieses Jahrhunderts weltweit eine rasante Entwicklung gemacht. Georg Kropp wird deshalb als Vater der Bausparbewegung bezeichnet.

Als Methodist sozial engagiert

Georg Kropp war methodistischer Laienprediger und seine christliche Grundeinstellung prägte ihn auch in Hinblick auf seine soziale Verantwortung. Als begnadeter Redner konnte er die Menschen seiner Zeit für seine Bausparidee begeistern. Unter seiner Führung begann 1920 die Arbeit des Vereins »Gemeinschaft der Freunde Wüstenrot e. V.« (GdF), aus dem 1926 die erste Bausparkasse in Deutschland hervorging.
Die seit 1930 in Ludwigsburg ansässige und heute zum W&W–Konzern (Wüstenrot und Württembergische) gehörende Bausparkasse, wie auch ihre europäischen Schwesterninstitute haben den Namen der Gemeinde Wüstenrot über Deutschland und Österreich hinaus in ganz Europa bekannt gemacht. Bis heute weiß sich die Bausparkasse Wüstenrot ihrem Gründer verbunden und hat im Ort Wüstenrot ein Bauspar-Museum mit sieben Ausstellungsräumen eingerichtet.

Ebenfalls ein Methodist brachte die beamteneigene Bausparkasse »Heimstättengesellschaft« der deutschen Beamtenschaft mbH, das heutige BHW, auf den Weg: Johannes Lubahn (1879 - 1969). Er und Georg Kropp haben sich mehrfach getroffen und ihre teilweise auch unterschiedlichen Vorstellungen ausgetauscht. Und noch ein dritter Methodist war der Bausparidee von Georg Kropp verpflichtet. Sein Schwiegersohn Erwin Boesler prägte nach dem Krieg wesentlich die Entwicklung der Bausparkasse Schwäbisch Hall.

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